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Folgen der Klimakrise
Wetter-Extreme: was kommt auf uns zu?

Der Klimawandel ist eine globale Herausforderung, die in den kommenden Jahren und Jahrzehnten weitreichende Folgen für unsere Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft haben wird. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf Deutschland in den nächsten 20 Jahren, basierend auf aktuellen wissenschaftlichen Prognosen und einem mittleren Klimawandelszenario. Dabei konzentrieren wir uns auf eine sachliche Darstellung der erwarteten Veränderungen, ohne in Alarmismus zu verfallen.

Hitzewellen und gesundheitliche Auswirkungen

Die Häufigkeit und Intensität von Hitzewellen werden in den kommenden Jahren ebenfalls ansteigen. Vor allem in städtischen Gebieten, in denen sich die Hitze durch den sogenannten „Urban Heat Island“-Effekt stärker staut, sind die gesundheitlichen Auswirkungen spürbar. Hier ist eine Anpassung der Stadtplanung, etwa durch Begrünung von Dächern, Fassaden und öffentlichen Plätzen, notwendig, um die Hitzebelastung zu reduzieren und die Lebensqualität der Bewohner zu erhalten.

Eine Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung prognostiziert, dass die Zahl der Tage mit Temperaturen über 30 Grad Celsius in Deutschland bis zum Jahr 2100 verdoppeln könnte. Auch die Zahl der Nächte wird zunehmen, an denen es nicht mehr richtig abkühlt und über 20 Grad warm bleibt. Während wir hier mit ein paar mehr Nächten im Jahr rechnen dürfen, sind es bei schwülen Tagen mit einer höheren Luftfeuchtigkeit teils bis zu 20 Tage mehr im Jahr. Das klingt zunächst nicht viel, kann aber schon den gesamten Sommer zu einem ingesamt schwer erträglichen Zeitraum machen. Die insgesamt heißere Lage kann zu einem erhöhten Risiko von Hitzschlägen und Dehydrierung führen. Besonders ältere Menschen, kranke Menschen und Kinder sind in diesen Zeiten in Gefahr, weil ihr Körper sich schlechter auf die hohen Temperaturen einstellen kann.

Stürme und Schäden an Infrastruktur

Deutschland wird in den kommenden 20 Jahren voraussichtlich von einer Zunahme von Stürmen betroffen sein. Diese können teils erhebliche Schäden an Gebäuden, Infrastruktur und Landwirtschaft verursachen. Um dem entgegenzuwirken, sollten Bauvorschriften und Baustandards angepasst und die Widerstandsfähigkeit von Gebäuden und Infrastrukturen verbessert werden.

Eine Studie des Deutschen Wetterdienstes prognostiziert, dass die Häufigkeit und Intensität von Stürmen in Deutschland in den nächsten Jahrzehnten zunehmen wird. Dies kann zu Schäden an Gebäuden und Infrastruktur führen. Insbesondere unerwartet starke Unwetter sind riskant, weil unsere Infrastruktur auf solche Kräfte womöglich nicht ausgelegt ist.

Ein bekanntes Beispiel ist der Sturm „Kyrill“ im Januar 2007, bei dem in vielen Teilen Deutschlands, insbesondere im Westen und Nordwesten, starke Windböen zu Schäden an Gebäuden, Straßen, Bahnanlagen und Stromversorgungssystemen geführt haben. Auch bei anderen Stürmen in den letzten Jahren, wie dem Sturm „Friederike“ im Januar 2018, kam es zu ähnlichen Schäden.

Überschwemmungen und Hochwasser

Gleichzeitig werden Überschwemmungen und Hochwasserereignisse aufgrund von häufigeren und intensiveren Niederschlägen zunehmen. Vor allem im Winter und Frühjahr sind Regionen entlang von Flüssen und in küstennahen Gebieten von dieser Entwicklung betroffen. Um die Schäden zu begrenzen, sind Maßnahmen wie Deichbau, Renaturierung von Flüssen und verstärkte Rückhaltebecken notwendig.

Eine Studie des Umweltbundesamtes hat gezeigt, dass die Häufigkeit von Hochwasser in Deutschlands Flüssen in den letzten Jahrzehnten zugenommen hat und auch in Zukunft weiter zunehmen wird. Dies kann zu Überschwemmungen und Verlusten in der Landwirtschaft führen. Zunehmend werden auch Siedlungsgebiete getroffen werden, wie es 2021 im Ahrtal der Fall war.

Dürren und Wassermangel

Einer der Hauptaspekte des Klimawandels ist die Zunahme von Dürren und Wassermangel, insbesondere in den Sommermonaten. In Deutschland ist davon vor allem der Osten und Südwesten betroffen. Landwirtschaft und Forstwirtschaft werden sich auf diese Veränderungen einstellen müssen, um die Versorgung mit Lebensmitteln und Rohstoffen zu sichern. Das bedeutet, dass der Anbau von trockenresistenten Pflanzen und eine effizientere Wassernutzung immer wichtiger werden.

Eine Studie des Deutschen Wetterdienstes prognostiziert, dass Dürren in Deutschland in Zukunft häufiger vorkommen werden. Zwar bleibt die durchschnittliche Menge an Niederschlägen vermutlich gleich, wird es zu langen Perioden ohne Niederschlag kommen – und zugleich zu Starkregen, der dann die ausgetrockneten Böden unterspült oder nicht abfließen kann. Dies kann zu Ernteausfällen und Wasserknappheit führen. Wir müssen uns auch darauf einstellen, dass der Grundwasserspiegel sinkt und wir regional mit Wasserknappheit konfrontiert sein werden.

Schneearme Winter und Auswirkungen auf den Wintersporttourismus

In den kommenden Jahren ist eine Abnahme der Schneemenge und Schneesicherheit in vielen deutschen Wintersportgebieten zu erwarten. Dies hat weitreichende Folgen für den Wintersporttourismus, der sich vermehrt auf höhergelegene oder schneesichere Regionenkonzentrieren wird. Skigebiete müssen sich an diese Veränderungen anpassen, indem sie beispielsweise auf nachhaltige und vielfältige Angebote im Tourismus setzen, die nicht ausschließlich auf Schneesportarten angewiesen sind. Dazu zählen Wandern, Radfahren und kulturelle Veranstaltungen.

Veränderungen in der Tier- und Pflanzenwelt

Der Klimawandel führt auch zu Veränderungen in der Tier- und Pflanzenwelt. Einige Arten werden sich anpassen oder in andere Regionen ausbreiten, während andere, insbesondere kälteabhängige Arten, unter Druck geraten. Um die biologische Vielfalt zu erhalten, sollten Schutzgebiete ausgeweitet und Biotopverbünde geschaffen werden. Zudem ist es wichtig, invasive Arten zu überwachen und gegebenenfalls einzudämmen.

Landwirtschaftliche Produktivität

Die Landwirtschaft muss sich auf veränderte klimatische Bedingungen einstellen. In einigen Regionen werden sich Anbaubedingungen verbessern, während in anderen Trockenheit und Wassermangel zu Ernteeinbußen führen können. Eine zukunftsorientierte Landwirtschaftspolitik sollte auf nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden und den Anbau klimaresistenter Pflanzen setzen, um die Produktivität und Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Energieversorgung und erneuerbare Energien

Der Klimawandel wird auch Auswirkungen auf die Energieversorgung haben. Wasserkraftwerke könnten beispielsweise durch veränderte Niederschlagsmuster beeinträchtigt werden. Gleichzeitig bieten sich Chancen für den Ausbau erneuerbarer Energien wie Solarenergie, Windenergie und Geothermie. Eine klimafreundliche Energiepolitik kann dazu beitragen, den Klimawandel abzumildern und Deutschland unabhängiger von fossilen Energieträgern zu machen.

Anpassungsstrategien und Klimapolitik

Um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen, ist es wichtig, sowohl auf nationaler als auch auf regionaler Ebene Anpassungsstrategien zu entwickeln. Diese sollten sowohl auf die Reduzierung von Treibhausgasemissionen als auch auf die Anpassung an die bereits spürbaren Auswirkungen des Klimawandels abzielen. Dazu zählen Investitionen in den Hochwasserschutz, Anpassungen im Baubereich und die Förderung von klimaresilienten Technologien und Infrastrukturen.

KURZ & KNAPP

In den kommenden 20 Jahren werden die Auswirkungen des Klimawandels in Deutschland immer deutlicher spürbar sein. Um die negativen Folgen abzumildern und eine nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen, sind gezielte Anpassungsmaßnahmen und eine ambitionierte Klimapolitik erforderlich. Durch gemeinsames Handeln von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft können wir den Herausforderungen des Klimawandels begegnen und eine lebenswerte Zukunft für kommende Generationen gestalten.

Hier sind einige wichtige Quellen, die als Grundlage für die oben genannten Informationen dienen:

  1. Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC): Die Berichte des IPCC sind eine umfassende Quelle für wissenschaftliche Informationen über den Klimawandel, seine Auswirkungen und mögliche Anpassungs- und Minderungsmaßnahmen. Insbesondere der 6. Sachstandsbericht, der 2021 veröffentlicht wurde, bietet aktuelle Erkenntnisse. Link: https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/
  2. Umweltbundesamt (UBA): Das UBA ist die zentrale Umweltbehörde in Deutschland und bietet eine Vielzahl von Informationen und Studien zum Klimawandel und seinen Auswirkungen auf Deutschland. Link: https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimafolgen-anpassung
  3. Deutscher Wetterdienst (DWD): Der DWD ist eine wichtige Quelle für klimatologische Daten und Analysen in Deutschland. Er veröffentlicht regelmäßig Berichte und Studien zum Klimawandel und seinen regionalen Auswirkungen. Link: https://www.dwd.de/DE/klimaumwelt/klimawandel/klimawandel_node.html
  4. Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK): Das PIK ist eines der führenden Forschungsinstitute im Bereich Klimawandel und Klimafolgen und bietet eine Fülle von wissenschaftlichen Studien und Berichten, die sich auch auf Deutschland beziehen. Link: https://www.pik-potsdam.de/
  5. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU): Das BMU ist für die Umsetzung der Klimapolitik in Deutschland zuständig und veröffentlicht Strategien, Gesetzesentwürfe und Berichte zum Klimaschutz. Link: https://www.bmu.de/themen/klima-energie/klimaschutz/